ArtInside 2019 Kunstaktion: Sa. 30. März und 31. März

Von hier aus...(in die Welt)

Künstler gestalten zum Thema: Globalisierung - Oberderdingens vielfältige Beziehungen in die Welt und Impulse, die von dort zurückkommen

.Folgende Künstler/Künstlerinnen nahmen teil: (im Bild mit Bürgermeister Thomas Nowitzki vorne links) von hinten links Raimund Tscheuschner und Olga Sora-Lux (Kunst an der Plakatwand), Karl Vollmer, Rosemarie Vollmer, Jürgen Scheible, Hega Essert-Lehn, Kerstin Bach ( Es fehlt Simone Vögele.)

 















Karl Vollmer ( Impulsgeber für das diesjährige Thema)

Von hier aus…“ nach da hin, und zurück nach hier, zu mir. Gedanken, Konzepte werden losgeschickt, kommen am Ziel an und werden beantwortet, retourniert, oftmals anders als erwartet. Es entwickelt sich ein Geben und Nehmen. Dieses Modell will ich darstellen auch jenseits der Malerei in Zeichnungen, Skizzen, Modellen, Texten vielleicht in Musik: Sender und Empfänger, Leben und Tod, generationenübergreifend



 


Kerstin Bach

"Von hier aus…“

Kunst als abenteuerliche Reise in eine unbekannte Welt, die nur von denjenigen erforscht werden kann,

die gerne bereit sind das „Risiko Kunst“ auf sichzu nehmen.Es gibt nicht eine einzige,

endgültige Betrachtung der Welt.Es existiert keine definitive Wahrheit, eher schon verlässliche

Hinweise auf die Wirklichkeit. Von hier aus einen Überblick

- große Entfernungen - Erinnerungen - Erzählungen als Schlüssel mit allen Sinnen aufnehmend,

unwegsam, aber nicht abweisend, Szenarien ortlos, aber doch unseren Augen Aufenthalt bietend.

 

 

 

               

Das  künstlerische um-sich-selbst-kreisen verstellt den Blick auf die Außenwelt.

Simone Vögele

Was sich da tut, verlangt Stellungnahme und Eingreifen. „Von hier aus…“ lege ich Fährten. Da entsteht eine Bewegung zwischen einem Problem und einer möglichen Lösung. Dabei ist Kunst das Herstellen einer kleineren Quantität, die den Wert oder die Kraft einer größeren besitzt. Zeichnen heißt Wünsche artikulieren wie ich mit der von mir gesehenen Form umgehen will. So schreibe ich das Erlebnis auf, das ich durch Sehen erfahre. Von hier aus lade ich ein zur Teilhabe an meinem Erleben. Zeichnen ist der feste Wille zum Glück. Die Welt leert sich ununterbrochen, weil unzählige Bilder nicht festgehalten werden. Wenn ich es nicht zeige, was ich sehe, wer zeigt es dann? Ideen sind Flüchtlinge aus dem Ungestalten. Es ist gut, ihnen mit freundlicher Duldung zu begegnen, sogar besser noch: sie zu umfassen, denn sie bereichern uns. Meine Arbeit ist Aufforderung zum Tun und kann so tatsächlich weltverändernd wirken.



















Rosemarie Vollmer               

Von hier aus.. in die Welt

unsichtbare "Verkabelungen" werden symbolisch sichtbar gemacht..

Empfänger und Sender "hängen" an einer Strippe, ziehen gleichzeitig mehrere Fäden,

verknüpfen, vernetzen… von hier aus nach dort hin...


















Helga Essert-Lehn                 

Von hier aus …

unterwegs sein entlang der eigenen Lebenslinie oder der der anderen.Kunst als Reise

ins Ungewisse, findet fremdesund macht es uns vertraut. Auf meiner Reise finde ich

und setze gefundeneszu unbekannten Geschichten zusammen,zu „Storyboards“.














Jürgen Scheible

Von hier aus…

nach Australien, Ägypten und Italien - Eine „Mitmach-Aktion“. 

Der Oberderdinger Licht- und Landart-Künstler Jürgen Scheible verändert seine Umgebung u.a. mit Hilfe von innovativen Drohnen-Technologien um neue Erlebnisse im Raum zu schaffen. Für die diesjährige ARTInside holt er mittels seiner großflächigen DroneLandArt-Installationen (3D-Illusionen) u.a. das Sydney Opera-House und die Ägyptischen Pyramiden nach Oberderdingen. Diese sind auf einer Wiese zwischen Oberderdingen und Großvillars abseits der Landstraße für zwei Wochen zu sehen (gleiche Location wie sein Licht-Engel). Von nur einem einzigen Punkt aus (roter Pfeil am Feldweg entlang der Landstraße), sind die Installationen als „unverzerrt“ wahrnehmbar. 


                    


   

 




ArtInside 2019 (Fortsetzung) :Donnerstag, 04. April, 20 Uhr

                               Aschingerhaus Oberderdingen

                            Konzert Gitarrenduo Strodtbeck/ Hoffmann

Duo Strodtbeck/ Hoffmann eröffnet die Oberderdinger Kulturtage:

Blues in unzähligen Variationen

Zum zehnten Mal starteten am Donnerstag, dem 04. April 2019, die Oberderdinger Kulturtage ArtInside, eine Veranstaltungsreihe des Kulturdreiecks in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Oberderdingen und unterstützt von der Firma E.G.O. Mit dem Gitarrenduo Strodtbeck Hoffmann konnte das Kulturdreieck zwei Ausnahmegitarristen verpflichten, die beide vor-wiegend im Raum Mannheim/Weinheim aktiv sind. Bernd Hoffmann, Gitarrist, Singer und Songwriter, hat seit seiner Schulzeit in den frühen 70er Jahren in zahlreichen Bands gespielt, hat Pe Werner beim „Kribbeln im Bauch“ auf Tourneen begleitet, einen Münsteraner „Tatort“ musikalisch untermalt und bis 2018 die Musikredaktion von Radio Regenbogen geleitet. Sebastian Strodtbeck, Gitarrist, Singer und Songwriter, gehört mit seiner Band „Strodtbeck“ zu den gefragtesten Formationen der Blues- und Bluesrock-Szene, die mit Ihren „Eric Clapton Tribute“ sehr erfolgreich ist.  Er ist dem  Blues-und Jazzclub Muddy’s im Bereich der Jugend-arbeit eng verbunden. Seine große Liebe gilt dem wohl weltbesten Gitarristen Eric Clapton.

Mit den zwei Bluesklassikern „Malted Milk“ und „Me and the Devil Blues“ begann der bunte Reigen von Bluesnummern, die von Eric Clapton stammen oder von ihm berühmt gemacht wurden. Die Gitarre beherrscht Strodtbeck mit bewundernswerter Perfektion, bringt sie mächtig und eindringlich zum Einsatz, dazu singt er den Blues in einer wenig zurückhaltenden, eher harten und rockigen Art, die in der jüngeren Generation sicher großen Anklang findet. Bluesnummern geben ja die persönlichen Gefühle des Sängers im Hinblick auf Frauen, Alkohol, Einsamkeit, Verlassenheit wieder, erzählen also keine Geschichten, sondern bilden einen Gemütszustand ab. In diesem Zusammenhang dürfen natürlich die Clapton-Hits „Layla, you got me on my knees “und „Before you accuse me, take a look at yourself” nicht fehlen. Auch waren dabei das legendäre “Lay down Sally”-eine Aufforderung an die Geliebte zu „bleiben“ und „Change the world“, zwar kein Blues-Stück, aber ein Welterfolg von Eric Clapton.

Bernd Hoffmann repräsentiert im Duo eine andere Musikfarbe. Seine musikalischen Vorbilder sind Folksänger wie Bob Dylan und Tom Petty. Hoffmann steuerte die weichen und zurückhaltenden Gitarrentöne bei. Sein Verhältnis zum Blues ist eher distanziert, wie sein Versuch einen Blues zu schreiben „Happy, sad and lonely blues“ beweist. Hier handelt es sich um eine Blues-Parodie, die sogar das Wort „breathless“ -Helene Fischer lässt grüßen- integrierte. Hoffmann erinnerte in seiner Moderation an das Bonmot über den Blues „Can’t play the blues any more. Found happiness“.

Insgesamt ein bunter Strauß an Bluesvariationen mit exzellenten Gitarrenvirtuosen, denen im zweiten Set „ unplugged“ besonderer Einsatz abgefordert wurde.

Horst Immel

 

  Freitag, 05. April 2019, 20 Uhr, Aschingerhaus Oberderdingen

 

Lesung mit Sylvie Schenk aus: Eine gewöhnliche Familie (2018)

    

Oberderdinger Kulturtage: Sylvie Schenk las im Aschingerhaus

Im Rahmen der Oberderdinger Kulturtage ArtInside las Sylvie Schenk aus ihrem neuen Buch „Eine gewöhnliche Familie“ (2018) im Aschingerhaus Oberderdingen. Die Lesung war eine Veranstaltung der Buchhandlung am Roten Tor Oberderdingen zusammen mit der Gemeine Oberderdingen und dem Kulturdreieck Oberderdingen. Franz Domokos konnte Sylvie Schenk bereits zum zweiten Mal in Oberderdingen begrüßen. Die geborene Französin lebt schon seit 1966 in Deutschland und hat vielfältig zur deutsch-französischen Freundschaft beigetragen, auch als Mitarbeiterin an Schulbüchern für den Französischunterricht. Im kleinen österreichischen Picus-Verlag veröffentlichte sie zunächst mehrere Bücher. Mit ihren letzten beiden Romanen hat sie es in den prestigeträchtigen Hanser-Literaturverlag gebracht, was ihr, wie sie berichtet, eine größere Breitenwirkung eingebracht hat.

In Oberderdingen las sie zunächst vom Anfang ihres Buches, das einen einzigen Tag beschreibt im Leben von Celine Cardin, die sich von Frankfurt aus zur Beerdigung ihrer Tante und Ihres Onkels begibt und dabei Jahrzehnte zurückreist in ihre eigene Familiengeschichte. Die Protagonistin des Romans ist auch eine in Deutschland lebende Französin, die immer wieder den vergleichenden Blick zwischen ihrem Geburtsland und ihrer deutschen Heimat aufschimmern lässt. Hintergründig lustig sind Sylvie Schenks Beschreibungen der Klientel der Deutschen Bahn im ICE vom Schwätzer bis Butterbrot-Essenden. Ihr auf genauer Beobachtung basierender Humor löst bei den Zuhörern immer wieder Heiterkeit aus.  Nicht chronologisch, sondern in kompakten Einzelvignetten, die Jahrzehnte überbrücken, richtet die Erzählerin Celine ihren je persönlichen Blick auf ihre Geschwister, die wegen einer Erbschaft zusammenkommen. Sylvie Schenk liest beispielhaft ihr Portrait von Aline, der „Sofaverrückerin“, die das im Roman wiederkehrende Motiv der verlassenen Mutter variiert. Die Familienmitglieder werden mitfühlend, aber schonungslos offen portraitiert, ihre Auf- und Ausbrüche aus ironischer Distanz bewertet und kommentiert.

Wie die Erbauseinandersetzung ausgeht, ließ Sylvie Schenk natürlich bei ihrer Lesung offen, ist dies doch der Spannungsbogen, der den Leser auf den nur 150 Seiten des Romans auf die Folter spannt. Dass eine in Frankreich geborene Autorin auf Deutsch schreibt, wunderte eine Besucherin. Sylvie Schenk antwortete, dass ihr die deutsche Sprache sehr gut gefällt, sie immer noch neue Wörter kennenlernt und für die Leute schreiben will, unter denen sie jetzt schon so lange lebt. Im Übrigen spräche ihr Mann das bessere Französisch, das er als Deutscher als Fremdsprache gelernt hat.

 Horst Immel

 

Samstag, 06. April 2019, 20 Uhr, Aschingerhaus Oberderdingen   Rolf Urban und Band "Filmstills"

 

 

Der Brettener Künstler Rolf Urban mit seiner Jazz-Formation „Film Stills“ war einer der Höhepunkte der diesjährigen Oberderdinger Kulturtage ArtInside, die vom KulturDreieck Oberderdingen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Oberderdingen und der E. G. O. durchgeführt wurden. Rolf Urban hat eine Reihe von acht- bis zehnminütigen Kurzfilmen in Schwarz-Weiß erstellt, die aus einer Abfolge vieler Kohlezeichnungen bestehen. Manchmal handelt es sich um Standbilder, sehr häufig werden sie jedoch animiert. In Erinnerung bleiben sich verändernde Portraitzeichnungen oder Gebäude, die sich langsam aufbauen und minutiös wandeln. Eine zusätzliche Dynamik entwickeln die rasant ablaufenden Bildfolgen, wenn sie mit Fotos und kleinen Filmsequenzen in Beziehung gesetzt werden, wenn der Zuschauer plötzlich hinter einem Lastwagen auf der Autobahn herfährt oder Wasser die Bildfläche überflutet. Die Filmsequenzen haben nur zurückhaltende, unscheinbare, leise daherkommende Titel im Vorspann, die beim Zuschauer offene Erwartungshaltungen schaffen und jeweils eigene Assoziationen, Erinnerungen und Geschichten auslösen. So ist etwa ein Kurzfilm dem Künstler Robert Motherwell gewidmet. Dem kunsthistorisch Vorgebildeten öffnet dieser Streifen den Blick auf die schwarzen hängenden Formen, mit denen Motherwell dem aufkommenden Faschismus im Spanischen Bürgerkrieg eine bedrohliche Gestalt verliehen hat. Aber diese Insiderkenntnisse sind nicht unbedingt nötig. Der Zuschauer muss sich lediglich auf die Bildfolge einlassen, sie auf sich wirken lassen, um eine zunächst ästhetische Erfahrung zu machen. So entstehen so viele verschiedene Wahrnehmungen wie sich Zuschauer im Raum befinden. Ähnlich funktioniert der Film über Rolf Urbans Heimatstadt Bretten, in dem er eigene Erinnerungsbilder zusammenmontiert, die vom sich verändernden Bahnhofsgebäude mit seinen Schienensträngen bis zur Statue Philipp Melanchthons reichen. Der Film bietet für jeden Betrachter individuelle Einstiegspunkte, die Erinnerungen, Geschichten und Begegnungen im Bezug auf das Dargestellte aktivieren. Der Film „Fluten“ spiegelt in überzeugender Weise das vernetzte Denken unserer digitalen Welt wider. Flut als Konzept wird in zahlreiche Bildkontexte eingebettet und von Flutlicht bis zur Meeresflut ein weiter Bogen gespannt.

Es sind aber nicht nur die zeichnerischen Fähigkeiten Rolf Urbans, die diesen Abend so einzigartig machen.  Wie früher bei Stummfilmaufführungen gibt es zu den Filmen auch einen Sound. Rolf Urban (E-Gitarre), Michael Halmich (Bass, Electronics, Loops,links) und Georg Schmid (Wavedrum, Mitte) liefern dazu eine Tonspur. Aber nicht wie vom Stummfilm her gewohnt, wo das Piano alle dramatischen Entwicklungen des Drehbuches eins zu eins nachvollzieht. Die Musiker, seitlich von der Leinwand postiert, werfen hin und wieder einen Blick auf die Bildfolgen und lassen sich von diesen zu Geräuschen, Tönen, Melodieschnipseln inspirieren. Sie tun genau das musikalisch in freier Improvisation, was das Publikum allerdings ohne Instrumente tut. Jeder Musiker entfaltet sich so, wie die Bilder auf ihn wirken. So entstehen bei jeder Veranstaltung jeweils neue Klangflächen. 

Den 50 Besuchern bot sich ein anspruchsvolles Programm, auf das sich einzulassen für alle ein großer Gewinn darstellte.

Horst Immel

 

                                                             


     

                            




    

             

              

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